Seit Mitte 2022 habe ich ein E-Auto, seit dem Frühjahr 2025 eine PV-Anlage auf dem Hausdach. Da bietet es sich natürlich an, dass Auto mit dem selbstproduzierten Solarstrom zu laden.
EVCC ist ein Energie-Management-System, welches dafür sorgt, dass die Ladeleistung der Wallbox immer der aktuellen Stromproduktion der PV-Anlage angepasst wird und den überschüssigen Strom nicht ins Netz einspeist, sondern lieber ins Auto lädt.
EVCC optimiert die Ladeleistung
In der Praxis sieht das so aus: Ich habe EVCC so konfiguriert, dass es ab einem Überschuss von 1,4 kWh nicht mehr die Hausbatterie lädt oder den Strom ins Netz einspeist, sondern – insofern das Auto angeschlossen ist – die Wallbox den Ladevorgang startet und der überschüssige Strom ins Auto fließt.

Wenn die Sonne jetzt ordentlich scheint und die PV-Anlage mehr Strom produziert, bemerkt EVCC dies und erhöht die Ladeleistung. Statt mit 1,4 kWh wird das Auto dann zum Beispiel mit 2,2 kWh oder 3,4 kWh geladen.
Umgekehrt wird die Leistung auch wieder reduziert, sollte weniger überschüssiger Strom produziert werden. Das Ganze wird in beide Richtungen recht fein in 0,1 kWh-Schritten angepasst.
Beim Ladevorgang behält EVCC auch immer die Verbraucher im Haus im Blick. Sollte ein Verbraucher kurzfristig mal mehr Strom brauchen (weil zum Beispiel gerade der Herd genutzt wird oder der Durchlauferhitzer anspringt), dann wird ebenfalls die Ladeleistung reduziert oder auch pausiert, falls der Überschuss auf unter 1,4 kWh sinkt. Aber das Gute ist: sobald wieder mehr Überschuss da ist, startet auch wieder automatisch der Ladevorgang und das Auto wird wieder geladen.
Auto laden statt einspeisen
Auf diese Weise optimiert EVCC sehr optimal den Eigenverbrauch an Strom. Fürs Einspeisen gibt es zwar auch eine Vergütung, aber ich habe mehr davon, wenn der Strom ins Auto fließt und verfahren wird, als wenn er im Stromnetz landet.
EVCC auf dem Raspberry Pi

Ich habe mir EVCC auf einem Raspberry Pi 4 installiert. Da EVCC eine Vielzahl an Wechselrichtern, Batterien, Wallboxen und so weiter unterstützt, haben mich die vielen (Konfigurations)Möglichkeiten erst einmal abgeschreckt.
Aber ich muss sagen, dass das Ganze gar nicht so kompliziert ist, was die Einrichtung angeht. Die Installations-Anleitung auf EVCC ist sehr ausführlich und führt einen echt gut durch den ganzen Prozess.
Man kann EVCC übrigens nicht nur auf einen Raspberry Pi betreiben, es gibt auch noch viele andere Möglichkeiten wie zum Beispiel auf einem Windows- oder Linux-Rechner oder auch als AddOn zu Homematic.
Mit einer Vielzahl an Geräten kompatibel
EVCC ist mit einer großen Anzahl an verschiedensten Geräten kompatibel und ständig kommt neue Hardware dazu, die unsterstützt wird.
Bei mir zuhause nutze ich als Wallbox den go-eCharger HOMEfix, sowie einen Wechselrichter und eine Batterie von Huawei. Alle Geräte wurden, nachdem ich die Konfigurationsdatei im Laufe der Installation entsprechend bearbeitet hatte, auf Anhieb erkannt.
Einfache Bedienung von EVCC über die Weboberfläche
Sobald EVCC gestartet ist, kann man das Tool über jeden beliebigen Browser per Weboberfläche bedienen.

Auf einem Blick erhält man hier alle wichtigen Informationen.
Ganz oben sieht man, wieviel Strom aktuell produziert wird (“IN“).
Direkt darunter wird angezeigt, wohin der Strom gerade fließt (“OUT“). Im konkreten Beispiel auf dem Screenshot wird ein kleiner Teil des Stroms vom Haus selbst verbraucht, der Großteil geht ins Auto und mit einem kleinen Teil wird der Hausakku geladen.
Darunter werden die Infos dann nochmal im Detail aufgeschlüsselt und man kann auch die genauen Werte ablesen.
Unten sieht man dann die Informationen zum Ladevorgang.
Zum einen sieht man, welcher Ladepunkt genutzt wird. Da ich nur einen habe (“Stellplatz“), wird dort auch nur einer angezeigt. Aber wer zum Beispiel zwei Wallboxen auf einem Stellplatz vor dem Haus hat und noch eine dritte in der Garage, der könnte die drei Ladepunkte in EVCC eintragen und verwalten.
Zum anderen sieht man, welches Auto gerade angesteckt ist, mit welcher Leistung geladen wird und wieviel Strom bereits ins Auto geflossen ist.
Verschiedene Lademodi bei EVCC
EVCC bietet einem drei verschieden Lademodi an: “PV“, “Min+PV” und “Schnell“.
Im Modus “PV” wird das Auto durch EVCC nur mit dem reinen Überschuss geladen. Wenn Strom übrig ist, fließt er ins Auto, wenn kein Überschuss vorhanden ist, pausiert der Ladevorgang.
Dieses Modus nutze ich zu 95 %, da das Auto dann einfach vor der Tür steht und geladen wird, wenn Strom übrig ist. Für mich der perfekte (und bequemste) Modus.
“Min+PV” ist ein leicht abgewandelter Überschuss-Lademodus. Hier startet der Ladevorgang auf jeden Fall und zwar mit der minimalsten Ladeleistung, auch wenn kein Überschuss vorhanden ist – man bezieht also Strom aus dem Netz. Sobald mehr Strom verfügbar ist, als die minimale Ladeleistung, wird der Netzbezug gestoppt, der Strom vom Dach genutzt und die Leistung entsprechend angepasst.
Der Vorteil hier ist also, dass der Ladevorgang nie gestoppt wird und das Auto auf jeden Fall geladen wird.
Beim Modus “Schnell” wird mit der höchstmöglichen Ladeleistung geladen, abhängig von der verwendeten Wallbox und dem angesteckten Fahrzeug.
Ladepläne und Ladelimit
Des weiteren gibt es bei EVCC auch Ladepläne und Ladelimits. Hier kann man Vorgaben geben, wann das Auto fertig geladen sein soll und auf Wunsch auch ein Ladelimit angeben.
Schön, dass es so etwas gibt (und manche haben dafür bestimmt auch einen Anwendungsfall), aber ehrlich gesagt habe ich diese Funktionen noch nie genutzt, da ich das Auto einfach angesteckt vor der Tür stehen und laden lasse. ;)
Viele weitere Funktionen
Ich könnte hier noch viele weitere, spezielle Funktionen aufzählen (zum Beispiel kann man auch noch angeben, ob der Hausakku zum Laden benutzt werden soll oder nicht – und wenn ja, bis zu welchem Limit usw.), aber das würde hier eindeutig den Rahmen sprengen.
Aber alles Features usw. kann man auf evcc.io nachlesen.
Für Statistik-Freunde: Ladevorgänge
Natürlich möchte man auch wissen, wieviel Strom eigentlich im Laufe der Zeit ins Auto geladen wurde. Hier gibt es eine ausführliche Übersicht über die Ladevorgänge.
Wieder typisch für EVCC: Auch hier kann man wieder etliche Dinge abfragen: Darstellung nach Monaten, Jahren oder Gesamt, sortiert nach Fahrzeugen und Ladepunkten usw. – ein Paradies für Statistik-Freunde. ;)

Natürlich kann man alle Daten auch als CSV-Datei herunter laden und beliebig weiterverarbeiten, falls gewünscht.
Regelmäßig Updates für EVCC
Die Software ist Open-Source und die Community ist richtig aktiv. Das Programmierer-Team liefert regelmäßig Updates und EVCC wird ständig verbessert.
Fazit EVCC
EVCC ist ein super Tool und ich bin froh, dass ich mich durch die Konfigurations- und Funktions-Vielfalt nicht habe abschrecken lassen und diese Software auf dem Raspberry Pi installiert habe.
Die Bedienung ist super einfach (Auto anstecken, Ladevorgang starten) und EVCC regelt den Rest. Irgendwann ist das Auto voll und ich stecke es wieder ab. Einfacher geht es nicht. Und der Strom der PV-Anlage wird effektiv(er) genutzt.
Wenn du eine gute, zuverlässige Lösung fürs Überschussladen suchst, dann bist du bei EVCC genau richtig, alle Informationen dazu gibt es unter evcc.io